Hobby mit Haken

30.04.2006 Frankfurter Allgemeine

„Angeln fasziniert gleichermaßen Prominente wie Hartz-IV-Empfänger“, hat die Zeitung ausgemacht und beruft sich dabei auf einen Buchautor und einen Wissenschaftler, die das Hobby analysiert haben. „Der Buchautor Michael Angele, Angelscheinbesitzer seit 2002 und aufmerksamer Beobachter der Szene, weiß mit Sicherheit, dass die Zahl derjenigen zugenommen hat, die angeln, um ihren kargen Speisezettel aufzubessern. Und auch der Wissenschaftler Robert Airlinghaus, Autor einer bahnbrechenden Studie über die Soziologie von Anglern in Berlin und Deutschland, ist sicher, dass eine „komsumtive Haltung“ zum gefangenen Fisch heute häufiger anzutreffen sei als früher.“ Dem Trend komme die immer bessere Wasserqualität in Deutschland entgegen. Angelgewässer genügend gäbe es für alle, heißt es in dem Zeitungstext: „Denn die Welt der Angler in Deutschland ist in eine unüberschaubare Zahl kleiner Paralleluniversen aufgespalten. Da bleibt viel Raum für Sicherheitsabstand zwischen dem Royal Fishing Club, in dem Besserverdiener wie Michael Stich, Rufus Beck, Jens Riewa oder Leopold Prinz von Bayern organisiert sind, und den von Abstiegsangst erfüllten Kleinbürgern auf der Jagd nach kostenlosem Eiweiß. Drei Millionen Angler gibt es nach Airlingshaus` Erkenntnissen.“. Auch in der Angelausrüstung verweist das Blatt auf Unterschiede: „25.000 bis 30.000 Euro kann ein liquider Karpfenangler für sein Equipment ausgeben. … Die Mehrheit der deutschen Petrijünger macht da aber nicht mit: Lediglich 200 Euro geben sie laut ,Wirtschaftswoche` pro Person im Jahr für ihr Hobby aus.“ Den typischen Angler müsse man sich als „preisbewussten und bodenständigen Wurmbader“ vorstellen. Die FAZ fährt fort: „Das Angeln ist also eine Freizeitbeschäftigung voller interessanter Gebräuche: gewissermaßen der Katholizismus unter den Hobbys. …Noch vor einem Jahrzehnt war Angeln in Deutschland ein bisschen wie Pfeiferauchen: Wer unter fünfzig war, tat es lieber im stillen, um nicht in den Ruch opahafter Bräsigkeit zu geraten. Nun tragen wohl auch Leute wie Robert Airlinghaus zum Imagewandel bei. … Wird Angeln also das nächste große Trend-Ding?“